Inzwischen war fast jeder Karton ausgepackt und unsere Utensilien weitestgehend verstaut. Ich wusste mittlerweile wo man einkaufen gehen konnte, jetzt fehlte nur noch der Kontakt zur Aussenwelt jenseits der Technik, sprich so von Mann zu Frau oder Frau zu Mann oder wie auch immer.
Viel wichtiger war dieser Aspekt vor allem für den kleinen Muck. Und Anna hat extra so nen Flyer vom "Barton Rd Youth & Community Centre" für mich hinterlassen. Laut Programm sollte mittwochs von 10 - 11.30h dort eine "Parents & Toddler Group" zusammenfinden.
Aber ich wollte nicht hin! Ich wusste auch zu diesem Zeitpunkt schon, dass es wichtig und notwendig ist, aber ich wollte nicht.
1.) die kleine Andi müsste das erste Mal alleine mit dem Auto fahren- und das im Linksverkehr
2.) die kleine Andi muss englisch sprechen- und zwar nicht nur "hello" und "bye bye"
Schrecklich! Ich wollte da einfach nicht hin!
Fast hätte ich mich mit Marcus deswegen noch in die Wolle bekommen und ich wusste ja, dass er recht hat, aber das änderte überhaupt nichts an der Tatsache, dass ich nicht wollte.
Und als am Dienstag Abend mir auch noch Sonja ins Gewissen geredet hat mit "Andi, du schaffst das! Mach es!" usw., blieb mir wohl nix anderes übrig als in den sauren Apfel zu beissen.
JA, Leute, seid stolz auf mich! Am Mittwoch morgen um kurz vor 10h hab ich mir ein Herz gefasst, den Muck angezogen und bin mit dem Auto in die Barton Road gefahren, um der englischen Krabbelgruppe zu zeigen, was für ein toller Kerl mein Sohnemann ist!
Nur die wollten uns nicht haben. Zumindest noch nicht. Denn in Lancaster sind noch Ferien, deswegen hat auch das Community Center Urlaub und wir sind wieder nach Hause gefahren.
Schöne Pleite! Obwohl ich zugeben muss, dass ich ein klitzekleines Bisschen erleichtert war.
Ab September gehts wieder los und bis dahin sammel ich fleissig Mut und Selbstbewusstsein, um mich eines mittwochs morgens erneut der Herausforderung zu stellen.
Mit dem Autofahren hab ich mittlerweile den Dreh raus und bisher kam ich auch nicht in die Versuchung, spontan wieder rechts zu fahren. Wenn man rechtzeitig genug daran denkt, dass man beim rechts abbiegen Gegenverkehr hat, dann kann eigentlich gar nichts schief gehen. Eigentlich wurde ich ja auch mehr oder weniger ins kalte Wasser geschmissen - und ich komm immer mehr zu der Überzeugung, dass es wohl nur so funktioniert.
Es war an einem Nachmittag, an dem wir die Anmeldeformulare für die Kita abgeben wollten, und der Marcus deswegen früher nach Hause kommen sollte. Dummerweise hat es wie aus Eimern geschüttet und mein Gatte hat sich -verständlicherweise- geweigert jetzt mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren.
Die einzige Chance gemeinsam und pünktlich am Nazareth House anzukommen, lag in der Option den Marcus mit dem Auto an der Uni abzuholen und dann direkt von dort aus zur Kita zu fahren. Gesagt - getan, und das bei strömendem Regen.
Nachdem ich das geschafft hatte, sollte alles andere auch kein Problem mehr sein.
Der grösste Teil der Kita-Story ist ja schon bekannt. Nochmal kurz zusammen gefasst: Anmeldeformulare abgegeben, 4 Tage später (montags) zur ersten Settle-Session von 9.30h-11.00, bei der ich noch die ganze Zeit anwesend war, mittwochs die zweite Settle-Session, bei der ich nur noch 10 Minunten anwesend war und freitags die dritte Settle-Session, bei der ich Pascal einfach nur noch abgliefert und wieder abgeholt habe. Den darauffolgenden Montag sollte es dann von 9 - 13h richtig los gehen. Unglücklicherweise hatte Pascal sich am Wochenende irgendwie den Magen verdorben und den ganzen Sonntag gekübelt. Also haben wir beschlossen, erst am Donnerstag anzufangen, damit er die anderen Kinder nicht ansteckt, sollte er doch mal wieder einen Magen-Darm-Virus haben.
Am vergangenen Donnerstag war er das erste Mal einen vollen Vormittag alleine in der Kita und alles hat gut geklappt. Er hat wohl nur beim wickeln ein bisschen geweint, aber das schien mir gar nicht ungewöhnlich. Denn zu Hause schreit er, wenn wir ihn wickeln wollen.
Als ich ihn abgeholt habe, hat mir Christine seinen "Daily Report" in die Hand gedrückt. Hier bekommt man nämlich für jeden Kita-Besuch einen Bericht darüber, was das Kind gemacht hat, was und wie gut es gegessen hat, ob es geschlafen hat und wie oft man es wickeln musste. Ich war überrascht- positiv natürlich! Ausserdem hat Passi sein erstes Filzstift-Kunstwerk fabriziert, welches ich auch mit nach Hause nehmen durfte. Auf der Nach-Hause-Fahrt schien es mir, als würde er seine ersten englischen Worte sprechen: "duck" und "looking". Das kam daher, dass er in der Kita mit den Kindern draussen war und dort am eingezäunten Weiher die Enten mit Brot füttern durfte. Laut Christine hat ihm das einen wahnsinns Spass gemacht, worüber ich sehr glücklich bin. Heute ist er wieder dort und ich bin gespannt wenn ich ihn gleich abhole.
Als ich ihn heute morgen hingebracht habe, wollter er mich erst nicht gehen lassen, aber Kate hat ihn mit den "Farm animals" überzeugen können und so hoffe ich, dass er auch heute einen schönen Vormittag dort verbringen konnte.
Sieht wohl so aus, als käme ich um einen Teil III der letzten 3 Wochen nicht herum. Also bleibt gespannt auf NHS und Eve, der Health Visitor.