Sunday, October 15, 2006

Oma und Opa "wau-wau"

Aller Abschied ist schwer, so auch ganz besonders der von Marcus' Eltern, die uns letzte Woche hier besucht haben. Wir haben die Zeit mit ihnen sehr genossen, vor allem der kleine Mann.
Als die zwei am Donnerstag Mittag hier in Lancaster angekommen sind, hatte ich gerade meinen Englischkurs (dazu gibts demnächst noch mehr!). Und so hat Marcus sich den Vormittag frei genommen und seine Eltern vom Bahnhof abgeholt. Mit der Anreise hat trotz umsteigen in London und Zugfahrt von Manchester hierher als wunderbar geklappt; sind halt echte Weltenbummler, meine Schwiegerelties! Eben noch in Lenzerheide (Schweiz) und zuvor noch schnell in Spanien, chatten sie mutig ins nasskalte England, um ihre Liebsten zu besuchen.
Und nasskalt traf es genau auf den Punkt. Hatten wir doch zuvor richtig schönes Wetter, zeigte sich England von seiner ach so berühmten Seite, nämlich extrem regnerisch. Und das ausgerechnet jetzt. Wir haben unsere Tellerchen aber leer gegessen und dafür sollten wir noch belohnt werden!
Gegen 12.30h kam ich vom Englischkurs nach Hause, da saßen schon alle gemütlich und aber vor allem erschöpft auf der Couch und ratschten. Marcus hatte zwischenzeitlich gekocht und das Essen wartete im Ofen. Aber der Muck wusste noch gar nichts von seinem Glück, der war nämlich noch in der Kita. Also spurteten Papa samt Oma los, um den Zwerg zu holen.
Mit der Überraschung, dass Oma statt Mama plötzlich in der Tür stand, war Pascal wohl etwas überfordert. Aber nichts desto trotz, zu Hause war die Freude groß. Allerdings war auch der kleinste Schöllie vom Vormittag völlig erschöpft und wurde erstmal schlafen gelegt. Das taten auch Mama, Opa und Oma nach dem Essen und der arme Papa musste in die Arbeit gehen.
Nachdem alle ausgeschlafen hatten, gabs Bescherung. Es war wie an Weihnachten - ein extra Koffer nur für Geschenke. Ein 2-jähriger Enkel müsste man sein :-) Aber schliesslich hatte der kleine Mann ja Geburtstag und ein Wiedersehen soll schliesslich gefeiert sein. Zumal der andere Opa, der in Stein zurückbleiben musste, auch gleich noch ein paar Päckchen mit auf die Reise gab. Ausgerüstet mit einem neuen Kleiderschrank und einer voll eingerichteten Bibliothek für Kleinkinder, die englisch lernen sollen, war der Nachmittag für Pascal besiegelt. Sein neuestes Lieblingshobby sind jetzt Seifenblasen.
Am Freitag spielte uns das Wetter nach wie vor einen Streich und wir verbrachten den ganzen Tag zu Hause. Aber wie gesagt, an Spielmaterialien fehlte es uns nicht. Und auch das Altbewährte wurde liebevoll mit Oma und Opa geteilt: "tschu-tschu bauen" (für alle, die nicht wissen, was das heißt: am Wohnzimerboden sitzen und mit der Holzeisenbahn spielen).
So hatten wir Zeit, leckeren Irish Stew zu kochen und Englischen Kirschkuchen zu backen. Es war alles sehr gemütlich und familiär, so wie wir es alle am liebsten mögen.
Am Samstag sollte uns das Wetter freundlich gesinnt sein und wir machten einen Ausflug nach Keswick im Lake District. Auf dem Weg dorthin, machten wir einen kurzen Zwischenstop an einem Steinkreis. Ist schon imposant so ein Gebilde, vor allem weil man ja immer nie so genau weiß, woher und wie die da hingekommen sind - die Steine. Und weils da so nett war (obwohl es gezogen hat wie Hechtsuppe), haben wir mit Opa Schöller auch gleich noch in einen Geocache gehoben. Ich seh's kommen: zu Weihnachten werden Oma und Opa mit nem GPS ausgerüstet und Mittelfranken wird umgegraben :-) Und wenn sie es nicht tun, dann bestimmt wir, wenn wir im Dezember über die Feiertage nach Hause fliegen. Wir können es kaum erwarten!
Im Anschluss sind wir in Keswick Mittagessen gegangen, sind noch ein bisschen durch die Stadt gebummelt und machten uns dann auf, eine kleine Wanderung um den See zu starten. Allerdings sind wir nicht sehr weit gekommen, da wir keine Gummistiefel anhatten. Der Regen der letzten Tage hat alles in Matsch verwandelt und wir mussten notgedrungen umkehren, was auch unser Glück war. Denn ein bisschen später fing es wieder an zu regnen und es hat uns dank des Matsches nicht erwischt - Schicksal?
Unsere Abende verliefen immer sehr ähnlich. Wir vesperten zusammen, räumten Spielzeug auf und haben den Muck ins Bett gebracht. Dabei durften Oma und Opa nie fehlen, sonst hätte es lautstarke Proteste gegeben. Aber am wichtigsten war das Gute-Nacht-Märchen, das von Opa vorgelesen wurde. Wenn dann für uns der Feierabend begann, wurde eine leckere Flasche Rotwein geköpft, die Marcus' Papa spendiert hat und es gab leckere Schokokekse, die die Oma beim einkaufen noch schnell in den Wagen geworfen hat. Spätestens gegen 22.00h sind aber allen meistens im sitzen schon die Augen zugefallen und so gingen wir schlafen. Und ich hab mir nochmals bestätigen lassen, dass man auf unserer Wohnzimmercouch bestens nächtigen kann.
Auch die Zeit am Morgen verlief immer nach einem bestimmten Ritual. Der Muck wachte auf und noch ehe er die Augen richtig geöffnet hatte, rief er nach Oma und Opa. Meine Sorge, was den Tag der Abreise anging, wuchs stetig an. Aber auch das sollte sich alles in Wohlgefallen auflösen.
So genossen wir immer sehr die Zeiten, zu denen wir alle gemeinsam um einen Tisch saßen und gegessen haben. Und nach dem Frühstück am Sonntag ist die ganze Bande nach Morecambe ans Meer gefahren, während ich versucht habe einen englischen "Chicken and Leek - Pie" zu kochen. Ist wohl ganz gut angekommen, aber ich muss das nicht unbedingt öfters haben, und der Muck wollte es auch nicht essen. Frischer Estragon ist nicht so ganz unser Geschmack.
Nachdem wieder alle mit ihrem Mittagsschläfchen fertig waren, fuhren wir nach Heysham ans Meer und sind dort spazieren gegangen. Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter.
Und so auch am Montag. Der Marcus musste wieder arbeiten und Pascal ging in die Kita. Und nach dem anfänglichen Schauer, den wir mit einkaufen überbrückt hatten, konnte ich mit meinen Schwiegereltern eine schöne Tour durch Lancaster-City machen. Wir waren Kaffee trinken und haben uns für mittags leckere Pastys mit nach Hause genommen. Dazwischen waren wir ein bisschen shoppen, haben in der Touri-Info gestöbert und das Castle besichtigt - allerdings nur von aussen. Auf dem nach-Hause-Weg haben wir dann Pascal von der Kita abgeholt und so hatte auch Opa Schöller mal die Gelegenheit zu sehen, wie der Enkel seine Vormittage verbringt. Kate erzählte uns, dass er den ganzen Morgen immer nur "Opa" gesagt hatte, das fanden alle sehr lustig.
Am Nachmittag vollendeten wir die Lancaster-Tour, indem wir noch in den Williamson Park gegangen sind, um das Ashton Memorial zu zeigen. Dabei hatten wir auch die Gelegenheit mit Pascal noch auf den schönen Spielplatz dort zu gehen.
Ich glaube, wir konnten einen ganz guten Eindruck davon vermitteln, wie wir hier so leben und was wir und vor allem Pascal hier so alles anstellt.
Das Ende nahte mit großen Schritten und langsam aber sicher schlich sich schon ein bisschen die Traurigkeit ein. Am liebsten hätte ich ihre Flugtickets versteckt. Dann hätten sie noch hier bleiben können/müssen. Aber zu Hause in Stein wartete ja auch Socke, unser grosser Berner Sennenhund, der jetzt 5 Tage ohne Herrchen und Frauchen auskommen musste und sich bestimmt riesig darauf freute, dass die zwei schon fast wieder auf dem Heimweg waren. Natürlich war er zu Hause in guten Händen, aber vermisst hat er sie ganz bestimmt sehr. So wie wir jetzt, wo sie wieder weg sind.
Am Dienstag haben wir Passi nicht in die Kita gebracht, sonst hätten die drei ja gar nichts mehr voneinander gehabt. Gegen Mittag sind wir zur Uni gefahren und ich hab ihnen den Campus gezeigt. Zugleich konnten wir Marcus abholen, der zum Mittagessen nach Hause kam und natürlich auch dabei sein wollte, wenn wir zum Bahnhof fahren. Nach anfänglichen Überlegungen, dass sich Oma und Opa heimlich davon stehlen, wenn das Kind schläft, haben wir beschlossen, dass das keine gute Idee wäre. So haben wir Pascal ein bisschen früher geweckt und sind so gegen 14.45h alle zusammen zum Bahnhof gefahren. Und um 15.16h kam dann der "böse Zug", der Oma und Opa wieder Richtung Heimat gebracht hat. Der kleine Mann war sehr tapfer und hat sich gefreut, dass seine Großeltern in so einer grossen "tschu-tschu" zum "wau-wau" fahren dürfen. Wir haben fleissig gewunken, bis der Zug nicht mehr zu sehen war. Ich war nicht so tapfer, und wer mich kennt, weiß, dass da bei mir kein Auge trocken bleibt. Und manchmal bin ich immer wieder ein bisschen traurig, dass die schöne Zeit mit ihnen so schnell vergangen ist.
Danach hab ich den Marcus wieder an die Uni gefahren und ich bin mit dem Muck nach Hause und wir haben "tschu-tschu" gespielt - mit einer Träne im Knopfloch.

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